Interview mit Mihai Paduretu, Manager des TSV Haching München

Mihai Paduretu, 56, ist als Geschäftsführer des TSV Unterhaching und als Manager des TSV Haching München federführend verantwortlich für das Erstliga-Team des Vereins. Als Trainer und Spieler hat er mit Haching zwischen 2001 und 2013 viermal den DVV-Pokal und dreimal die Deutsche Vizemeisterschaft gewonnen, in der Saison 2010/2011 spielte das Team in der Champions League. Das Setup in der Heimspiel-Halle ist in der Saison 2023/2024 perfekt, das gesamte Umfeld trotz eines überschaubaren Saisonetats absolut professionell. Am Sonntag soll nach zuletzt drei Niederlagen in der 1. Volleyball Bundesliga endlich der sportliche Befreiungsschlag gelingen. Um 17:30 Uhr gastiert Aufsteiger Karlsruhe in der Geothermie Arena am Utzweg. Wir trafen Mihai Paduretu vor dem Spiel zum Interview.

 

Mihai Paduretu, der Heimspiel-Tempel des TSV Haching München präsentiert sich in dieser Sasion nicht nur mit dem neuen Namen „GEOTHERMIE-ARENA“, sondern in vielen Punkten wurde gerade was die Präsenz der Sponsoren angeht, nochmal kräftig zugelegt. Es gibt noch mehr Werbebanden, auch digital, die Bühne ist ebenso bunt wie attraktiv. Und der VIP-Bereich, in dem Sponsoren, Ehrengäste und auch zahlende Fans nach den Heimspielen mit den Aktiven am Tisch sitzen, fachsimpeln und nicht zuletzt auch lecker essen können, ist in der gesamten Liga einzigartig. Wie kommt das bei den Fans und den Sponsoren an?

Ich würde unsere Halle tatsächlich als „klein und fein“ bezeichnen. Es ist natürlich keine so große Arena wie beispielsweise die Max-Schmeling-Halle in Berlin, aber sie ist sehr hoch, hat auch diesbezüglich Champions-League-Format, und unser gesamtes Setup, mit allem, was wir da bieten, kann sich denke ich schon sehen lassen. Und mit unserer VIP-Lounge sind wir ganz sicher Top 3 in der Liga. Darauf sind wir stolz, aber wir arbeiten auch hier daran, immer noch besser zu werden.

 

Haching tut viel für Sponsoren, präsentiert den Fans eine tolle Arena und hat sich mit Spielern wie Austin Matautia zuletzt enorm verstärkt. Sportlich ist der Start in die Saison 2023 trotzdem nicht geglückt – woran liegt das?

Den Start in die Saison haben wir uns natürlich anders vorgestellt; wir haben uns für die Saison als Ziel Platz 8 gesetzt, und da hätten wir jetzt natürlich schon gerne in paar Punkte auf dem Konto. Der Grund für den Fehlstart ist aber sehr einfach erklärt – und das soll jetzt keine Ausrede sein: Wir hatten in der Vorbereitung großes Pech mit Krankheiten und langwierigen Verletzungen unserer Spieler und können eigentlich erst seit knapp drei Wochen so konzentriert und gemeinsam trainieren, wie das sein muss, um in der sehr starken 1. Bundesliga zu bestehen. Und das ist gleich der zweite Grund: Alle Aufsteiger, gegen die wir als vermeintliche Favoriten ins Spiel gegangen sind, sind sehr stark! Sie spielen sehr schnell und kompakt und sind im Gegensatz zu uns schon gut eingespielt. Das hat man teilweise schon beim Bounce-House-Cup gesehen! Die neuen Teams haben sich für diese Sasion zum Teil enorm verstärkt, die haben alle definitiv kein Zweitliga-Niveau mehr, sondern sind bereits voll angekommen in der 1. Volleyball Bundesliga; da muss ich diesen Clubs ein großes Kompliment machen! Aber damit da kein Missverständnis aufkommt: Auch wenn wir jetzt die ersten drei Spiele verloren haben, bleibt Platz 8 nach wie vor unser Ziel! Ich gehe fest davon aus, dass wir uns fangen und uns deutlich steigern werden!

 

Im Spiel gegen Freiburg hat das Team im dritten Satz sehr guten Volleyball gespielt. Was muss passieren, damit die Mannschaft diese Leistung konstant bringen kann – möglichst schon am Sonntag gegen Karlsruhe?

Richtig: Das nächste Spiel ist immer das wichtigste! Ich bin überzeugt, dass die Jungs am Sonntag kämpfen und alles geben werden. Sie sind noch immer bereit, alles für das Ziel zu geben, die Top 8 noch zu erreichen. Die Leistungen werden jetzt, sofern wir von Verletzungen und Erkältungen verschont blieben, von Woche zu Woche besser werden! Im dritten Satz in Düren und im dritten Satz gegen Freiburg haben wir gesehen, was unsere Jungs eigentlich können. Jetzt kommt es darauf an, diese Leistung zu stabilisieren und mal über drei Sätze zu zeigen.

 

Dass dies gelingt, dafür trägt unter anderem auch der neue Trainer Mircea Dudas die Verantwortung. Wie zufrieden ist der Verein mit seiner Arbeit?

Mircea Dudas leistet trotz der teilweise über viele Wochen sehr schwierigen Bedingungen mit nur wenigen Spielerin im Training sehr gute Arbeit. Die Chemie passt sehr gut im Team, und sie alle werden zusammen kämpfen. Zusammen und füreinander!

Welche Rolle spielt das Saisonbudget im Volleyball für den Erfolg – und wo steht da der TSV Haching München im Vergleich zu den anderen Vereinen in der 1. Volleyball Bundesliga?

Da gibt es schon einen sehr direkten Zusammenhang. Ohne eine konkrete Zahl zu nennen, stehen wir bezüglich des Etats im Vergleich zu den anderen Teams sicher da, wo wir aktuell leider auch sportlich zu finden sind – eher am Tabellenende. Ein Club wie Berlin ist da natürlich mit einem deutlich siebenstelligen Budget ganz weit vorne, aber auch dahinter gibt es zumindest fünf oder sechs Vereine, die im Vergleich zu uns das etwa dreifache an Geld zur Verfügung haben. Und auch einige Aufsteiger sind finanziell besser gestellt als wir. Auch das erklärt zumindest in Teilen, weshalb wir auf dem Parkett noch nicht ganz so stark aufgetreten sind.

 

Woran liegt das? Lassen sich die Unternehmen in München im Münchner Umland nur schwer für Volleyball und eine Unterstützung dieses Sports begeistern?

Volleyball hat es traditionell schwer in München, denn die Stadt ist ganz klar vom Fußball dominiert, daneben gibt es noch Eishockey und Basketball ebenfalls auf Erstliga- und Champions-League-Niveau. Das macht sich bei der Sponsorenakquise immer wieder bemerkbar, insbesondere, wenn man sich auf die Suche nach einem Hauptsponsor macht, der zum Beispiel einen deutlich sechsstelligen Betrag investieren kann. Umso dankbarer sind wir beim TSV Haching München, dass wir eine ganze Reihe sehr engagierter und treuer Partner und Sponsoren haben, die es uns überhaupt ermöglichen, Erstliga-Volleyball anzubieten.

 

Nicht zuletzt mit dem Engagement der Geothermie Unterhaching als neuem Namensgeber der Hachinger Arena signalisiert der Verein auch die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit. Das Logo der Erstliga-Volleyballer wurde diesem Leitgedanken optisch angepasst, die Halle wird mit Fernwärme beheizt, das Dach ist voller Solar-Paneele und produziert Strom aus Sonnenenergie. Wie kommt das in der Öffentlichkeit und bei den Sponsoren und den Partnern des Vereins an?

Da gehen wir sehr intensiv und sehr gerne mit der Zeit! Nachhaltigkeit ist ein sehr großes Thema bei uns, und wir versuchen, diesen Leitgedanken auf vielen Ebenen umzusetzen. Grundsätzlich natürlich schon mal durch die Geothermie, mit der wir unsere Halle beheizen, was nun auch durch den neuen Namen Geothermie Arena nach außen deutlich sichtbar ist. Mit dieser Ausrichtung spiegeln wir aber auch die Haltung unserer Sponsoren wider: Ganz gleich, ob das Vincotech ist oder Develey oder Rathgeber – das Thema Nachhaltigkeit spielt auch dort eine große Rolle. Bei uns in der Geschäftsstelle wird, wo immer möglich, digital und ohne Papier gearbeitet, unser Saisonheft gibt’s zum Download als PDF. Zehn unserer zwölf Spieler und auch die Trainer kommen zum Beispiel mit dem Fahrrad oder der S-Bahn ins Training, zum Bounce-House-Cup sind wir mit der Bahn gefahren, etc., etc. Der TSV Haching München ist definitiv grün und nachhaltig, was wir auch mit unserem neuen Logo signalisieren.

 

Der Etat ist klein, das Engagement aller Beteiligten ist sehr groß. Welches sind die großen Ausgabeposten in der 1. Volleyball-Bundesliga?

Nun, zum einen fallen Kosten für die Halle an, sowohl für das täglich mehrfache Training als auch für die Spiele. Für die Spiele muss man den speziellen Boden jedes Mal aufbauen und danach wieder abbauen; allein das kostet viele Helfer viele Stunden, und das passiert oft nachts, und natürlich macht das niemand gratis. Daneben hat die Volleyball Bundesliga GmbH den Clubs für die Saison 2023/2024 viele Auflagen gemacht: So müssen wir zum Beispiel die kompletten Live-Übertagungen, die Streams, an die Sender zuliefern, an das Bouncehouse und an Spontent ebenso wie an den neuen Pay-TV-Sender DYN; das ist pro Spiel ein mittlerer vierstelliger Betrag, den wir allein dafür aufwenden müssen; da sind zehn Leute damit beschäftigt! Wir haben alle diese Auflagen erfüllt und investieren hier sehr viel Geld und noch mehr Energie. Bald wird es die „Challenge“ geben, den Videobeweis – das ist dann mit weiteren Kosten verbunden. Dazu kommen natürlich die Kosten für die Auswärtsspiele, die Busfahrten, die Übernachtungen, die Verpflegung. Unser fast kleinster Ausgabeposten ist übrigens der Kader: Unsere Spieler bringen hier sehr viel Engagement für eine teilweise schon fast lächerliche Aufwandsentschädigung mit, und ich kann mich an dieser Stelle auch nur nochmal bei allen Beteiligten, den Spielern, den Trainern, den Betreuern und allen Helfern bedanken, dass sie so viel Engagement und Begeisterung für dieses Projekt mitbringen. Andernfalls gäbe es definitiv kein Erstliga-Volleyball in Unterhaching! Wir arbeiten jeden Tag weiterhin hart daran, auch diese finanzielle Seite zu verbessern, und ich bin zuversichtlich, dass uns auch das gelingen wird.

 

Das allein ist sicher ein Vollzeit-Job! Aber eigentlich hat Mihai Paduretu einen solchen ja schon, nämlich als Geschäftsführer des Gesamtvereins TSV Unterhaching …

Das stimmt (lacht). Da gibt es natürlich auch täglich zahlreiche Aufgaben, denn wir haben neben Volleyball 15 weitere Abteilungen und insgesamt über 4000 Mitglieder.

Mit 370 Mitgliedern hat der TSV Unterhaching dabei eine der größten Volleyball-Abteilungen Bayerns, die Damen 1 spielen in der 2. Volleyball-Bundesliga, die Herren in der 1. Bundesliga, und über 200 Kinder und Jugendliche erlernen hier aktuell das Volleyballspiel, betreut von 15 Trainerinnen und Trainern. Welche Rolle spielt diese Aufbauarbeit für den Verein?

Eine für uns sehr wesentliche Rolle! Wir verstehen uns im Volleyball als Breitensport-Verein, der seinen Mitgliedern ein durchgehendes Angebot bis hin zum Spitzensport und zum Profisport macht. Unser Team hat nicht zufällig den Beinamen „local heroes“ – bei uns ist das durchaus Programm: Wir bieten den besten Nachwuchs-Volleyballern der Region die Chance, sich auch auf der ganz großen Bühne zu zeigen und zu bewähren. Wir möchten auch weiterhin Talente aus der Region, wobei ich das sogar auf ganz Bayern ausweiten möchte, unterstützen und ihnen eine Chance geben, bei uns Volleyball auf höchstem Niveau zu spielen. Gleichzeitig ist es auch wichtig, ein paar erfahrene, möglichst auch internationale Spieler einzubauen, denn das macht ein Team natürlich stärker – vor allem auch mental. Und wir begeistern viele junge Leute für diesen Sport: Einige unserer Erstliga-Spieler engagieren sich beispielsweise im Jugendtraining und sind da natürlich tolle Vorbilder. Wir könnten aktuell sogar noch mehr Mädchen und Jungen aufnehmen, aber unsere Hallenkapazitäten sind ausgeschöpft: Wir haben aktuell Wartelisten beim Volleyball!

 

Wenn Mihai Paduretu als Manager der Volleyball-Herren des TSV Haching München drei Wünsche frei hätte: Welche wären das?

Mein dringlichster Wunsch ist, dass sich die Mannschaft sportlich wieder findet und das umsetzen kann, was sie im Training bereits zeigt, denn dann kommen Satzgewinne und Siege ganz automatisch, und dann haben wir auch wieder die großartige Stimmung in der Halle, für die unsere jeweils über 1200 Zuschauer bekannt sind – das ist jetzt mal ganz vordringlich, und zwar möglichst schon am Sonntag gegen Karlsruhe. Zweitens wünsche ich mir, dass unser Netzwerk an Partnern und Sponsoren weiterhin und wieder intensiver wächst; auch bedingt durch Corona haben wir hier in den letzten drei Jahren nur kleine Schritte gemacht, aber es ist unser klares Ziel, die finanzielle Lücke zu den anderen Teams der 1. Bundesliga alsbald zu schließen. Und drittens hoffe ich, dass alle gesund bleiben. Das ist das Wichtigste!

 

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Mihai Paduretu

Manager der Erstliga-Volleyballer des TSV Haching München und Geschäftsführer des TSV Unterhaching

Geburtstag: 18. Januar 1967

Geburtsort: Bukarest (Rumänien)

Familienstand: verheiratet

Kinder: Eric & Jessica

Als Spieler:

Position: Zuspieler

1995 Deutscher Meister mit dem ASV Dachau

1997 bis 2000 Spielertrainer der Herren I des TSV Unterhaching (Generali Haching) und Aufstieg in die 1. Bundesliga im Jahr 2000

Als Trainer:

2000 bis 2014 Trainer von Generali Haching, in dieser Zeit dreimal Deutscher Vizemeister und viermal Deutscher Pokalsieger

2014 bis 2018 Jugendtrainer in Unterhaching, zweimal gewinnt das U20-Team die Deutsche Meisterschaft, die U18 holt unter seiner Führung einmal die Deutsche Vizemeisterschaft.

 

Interview: Matthias Lettenbichler
Foto: Edmund Zuber

 

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